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Pressemitteilungen

19.07.2022

Flughafen Lahr blockiert Windpark-Neubau

Wie ein in der vergangenen Woche öffentlich gewordenes Gutachten belegt, blockiert der Regionalflughafen in Lahr seit fast einem Jahr mit nicht belegbaren Behauptungen die Genehmigung eines neuen Windparks in der südlichen Ortenau. Der Vorwurf, die drei Anlagen würden für wirtschaftliche Einbußen des Flughafens sorgen, hat das Gutachten als unzutreffend entlarvt. Betrieben und finanziert wird der Flughafen vom Unternehmer Martin Herrenknecht, der öffentlich gegen die Windenergienutzung im Schwarzwald eintritt.

„Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten leider sehr oft mit Widerständen gegen den Ausbau der Windenergienutzung kämpfen müssen“, berichtet Andreas Markowsky, Geschäftsführer von Ökostrom, einer der drei Projektbeteiligten. „Dass aber so offensichtlich mit vorgeschobenen Konflikten hantiert wird, um den Ausbau der Windenergie zu torpedieren, ist mir selten untergekommen.“

Seit Juni 2021 liegt dem Landratsamt Ortenaukreis der Genehmigungsantrag für drei Windenergieanlagen auf dem Höhenrücken zwischen Ettenheim und Schuttertal vor. In diesem Gebiet standen früher insgesamt sechs ältere Anlagen, die inzwischen alle abgebaut sind, um so Platz für die deutlich leistungsstärkeren Maschinen zu schaffen. Der neue Windpark würde voraussichtlich rund 27 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren und damit vier Mal so viel wie die sechs Altanlagen. Dies entspricht etwa der Hälfte des in Ettenheim verbrauchten Stroms und ist damit ein substanzieller Beitrag zur Versorgungssicherheit. Zudem würde der Abstand zur Wohnbebauung in Wallburg, Münchweier und Ettenheimmünster von bisher 1.000 auf rund 2.000 Meter erhöht und damit gegenüber dem früheren Stand etwa verdoppelt werden. Entsprechend stark ist die Unterstützung der Bürgerschaft und der Bürgermeister für den neuen Windpark. Auch die örtliche Bürgerenergiegenossenschaft mit über 300 Mitgliedern ist an dem Projekt beteiligt und gewährleistet damit, dass die Bürgerinnen und Bürger vor Ort vom Ausbau erneuerbarer Energien profitieren.

Jüngst hat die Behörde bestätigt, dass der Windpark im Prinzip sofort genehmigungsfähig wäre – wenn nicht das Veto des Flughafens Lahr wäre. Deren Betreiber behaupten, dass die neuen Anlagen den Flugbetrieb einschränken würden, weil die Flugzeuge auf der Flugroute über den Windpark steiler als bisher üblich abfliegen müssten. Wie das Gutachten des Fachbüros Airsight aus Berlin zeigt, sind die Vorwürfe aber aus der Luft gegriffen. Denn in den vergangenen vier Jahren haben insgesamt gerade einmal drei Flugzeuge vom Flugplatz Lahr kommend das Gebiet des geplanten Windparks überflogen und dabei einen Steigungswinkel von mindestens 9,5 % aufgewiesen – das ist doppelt so viel wie für den neuen Windpark nötig wäre. Für die Gutachter ist deshalb die Sachlage eindeutig: Der neue Windpark und die dafür nötige geringfügige Anpassung des „Mindeststeiggradienten“ von jetzt 3,3 % auf 4,5 % hätte „keine signifikanten Auswirkungen auf den örtlichen Flugbetrieb“.

Für Carsten Kropp, Regionalleiter beim Projektbeteiligten Alterric IPP ist es deshalb unverständlich, dass ein für die allgemeine Energieversorgung wichtiges Vorhaben blockiert werden könnte. „Es ist Wille der Bundesregierung und der Mehrheit der Bundesbürgerinnen und -bürger, die Nutzung der erneuerbaren Energien zu verstärken. Inzwischen hat dies ja sogar sicherheitspolitische Relevanz“, betont Kropp.

Der Bürgermeister von Ettenheim, Bruno Metz (CDU), hat das Windparkprojekt von Anfang an engagiert unterstützt. Er ist in dieser Sache Überzeugungstäter: Schon seit über 20 Jahren sorgt er dafür, dass im Gemeindewald Windenergie genutzt wird. Für ihn und viele andere Bürgerinnen und Bürger der Region liegen die Vorteile des neuen Windpark-Projekts auf der Hand: Mehr Strom, weniger Anlagen und ein deutlich größerer Abstand zur Wohnbebauung.

Zuletzt zeigte sich Metz zunehmend ungehaltener über die Blockadehaltung des Flughafens in Lahr. Nachdem ein Online-Treffen am 14. Juli 2022 mit allen Beteiligten keinerlei Bewegung in das Projekt brachte, machte der Bürgermeister am vergangenen Donnerstag bei der Sitzung des Regionalverbands Südlicher Oberrhein seinem Ärger nun erstmals öffentlich Luft.

„Für mich ist es nicht zu verstehen, wie die grün-schwarze Landesregierung immer wieder neue Ausbau-Ziele definiert, aber wenig dafür tut, wenn es darum geht, sie wirklich einzuhalten“, so Jörg Bold, Vorstand der Energiegenossenschaft Ettenheimer Bürgerenergie, die ebenfalls an dem Projekt beteiligt ist. Tatsächlich sind im ersten halben Jahr gerade einmal fünf neue Windräder in ganz Baden-Württemberg gebaut worden. Dabei hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann erst jüngst bestätigt, dass man auf 100 neue Anlagen pro Jahr ziele. „Wenn es der Ministerpräsident und die Landesregierung mit dem Ausbau der Windenergienutzung wirklich ernst meinen, dann muss das Regierungspräsidium in Stuttgart seinen Ermessensspielraum jetzt nutzen“, fordert Bold. Denn das Gutachten zeige eindeutig: es gibt weder aus Gründen der Flugsicherheit noch aus wirtschaftlichen Erwägungen belastbare Gründe, dem Windpark die Genehmigung zu verweigern.