Repoweringprojekt in der Ortenau konkretisiert sich: Projektpartner präsentieren Anlagenstandorte und Zeitplan
Das Windpark-Repoweringprojekt in der Ortenau kommt voran. Heute haben die drei Projektpartner zusammen mit den Bürgermeistern der Gemeinden Ettenheim und Kippenheim weitere Details zu dem neu geplanten Windpark Schnürbuck vorgestellt. In diesem Sommer soll der Antrag auf Baugenehmigung gestellt werden.
(Ettenheim, 12.3.2020) Die Projektpartner Ökostrom, Enercon und Ettenheimer Bürgerenergie haben heute zusammen mit den Bürgermeistern der Gemeinden Ettenheim und Kippenheim die Standorte für den geplanten Windpark Schnürbuck in der Ortenau präsentiert. Die drei Anlagen vom Typ Enercon E-160 werden fünf ältere Anlagen auf dem Höhenrücken zwischen Ettenheim und Schuttertal ersetzen. Es ist vorgesehen, dass jeder der drei Projektpartner eine der Anlagen betreibt.
„Für uns als Genossenschaft ist es schon eine gewisse Herausforderung, die voraussichtlichen Investitionskosten von mehr als fünf Millionen Euro zu stemmen. Wir gehen aber davon aus, dass es in Ettenheim und näherer Umgebung ein großes Interesse gibt, sich über die Genossenschaft finanziell an der Anlage zu beteiligen“, so Jörg Bold, Vorstand der Ettenheimer Bürgerenergie. Ziel sei, allen Bürgern der angrenzenden Gemeinden eine Möglichkeit zu bieten, von der Windenergienutzung zu profitieren. Die Anlage der Genossenschaft wird etwa 550 Meter östlich der Altdorfer Hütte entstehen, eine weitere nochmals 600 Meter weiter in Richtung Osten. Die dritte Anlage soll nach dem Abbau der Kippenheimer Anlage fast am gleichen Standort errichtet werden.
Der neue Windpark wird im langjährigen Mittel voraussichtlich mehr als 25 Millionen Kilowattstunden pro Jahr produzieren. Das ist vier Mal so viel wie die Stromproduktion des bestehenden Windfelds mit fünf Anlagen und mehr als der jährliche Strombedarf aller privaten Haushalte in Ettenheim. Möglich wird diese Ertragssteigerung durch höhere Türme und einen deutlich größeren Rotordurchmesser. Vorgesehen sind Enercon-Anlagen mit einer Nabenhöhe von 166 Metern und einem Rotordurchmesser von 160 Metern. „Je größer die vom Rotor überstrichene Fläche ist, desto mehr Wind kann in Energie umgewandelt werden“, erklärt der bei Enercon zuständige Projektmanager Carsten Kropp.
Neben mehr Windstrom bringt das Repowering noch mindestens einen weiteren Vorteil: Die neuen Anlagen werden rund 2.000 Meter von der nächsten Wohnbebauung in Wallburg, Ettenheimmünster und Münchweier entfernt sein. Das ist etwa doppelt so weit wie bisher. Auch der Abstand der nächstgelegenen Anlage zum Kippenheimer Ortsteil Schmieheim wird sich durch das Repowering deutlich erhöhen.
Aktuell bereiten die Projektpartner den Antrag auf Baugenehmigung vor. Hierzu waren unter anderem umfangreiche naturschutzfachliche Untersuchungen an den neuen Anlagenstandorten nötig. „Im Ergebnis sind die Standorte naturverträglich“, berichtet Andreas Markowsky, Geschäftsführer bei Ökostrom. „Im nächsten Schritt werden nun sogenannte Ausgleichsmaßnahmen erarbeitet, die der Gesetzgeber unter anderem für den Eingriff in den Waldbestand fordert“, so Markowsky weiter. Da die meisten Zufahrtswege zu dem Windparkgebiet aber bereits ausreichend gut ausgebaut sind, werden sich die Rodungen weitgehend auf die einzelnen Anlagenstandorte beschränken. Auch dort wird der Eingriff deutlich geringer sein als bisher. Grund hierfür ist eine technische Innovation der Firma Enercon: Statt auf die üblichen Kräne zu setzen, für deren Ausleger es knapp 2.000 Quadratmeter Freifläche braucht, werden die Türme des Windparks Schnürbuck von einem „Kletterkran“ gebaut, der mit dem Turm nach oben rutscht und so viel weniger Platz am Boden braucht.
Die Projektpartner planen, den Antrag auf Baugenehmigung noch diesen Sommer einzureichen. Erste Sondierungsgespräche mit der Genehmigungsbehörde haben bereits im Februar stattgefunden. Sollte die Genehmigung für den Bau des Windparks wie erhofft Mitte 2021 vorliegen, könnte nach vorbereitenden Maßnahmen im Herbst 2021, bereits Anfang 2022 mit dem Bau begonnen und die Anlagen noch im selben Jahr in Betrieb genommen werden. Bis dahin werden alle fünf Altanlagen zurückgebaut sein.
„Ich denke, wir können mit Fug und Recht sagen, dass das Repoweringprojekt viele Vorteile bringt: Deutlich mehr erneuerbaren Strom bei weniger Anlagen und mehr Abstand zur Wohnbebauung“, resümiert Bruno Metz, Bürgermeister der Stadt Ettenheim. Auch sein Kollege aus der Gemeinde Kippenheim, Matthias Gutbrod, sieht das Vorhaben positiv: „Ich finde es sehr erfreulich, dass die Bürger über die Genossenschaft Ettenheimer Bürgerenergie die Möglichkeit haben werden, eines der drei neuen Windräder zu betreiben und so finanziell von der Windenergienutzung in der Region profitieren können.“